Schwanensee Premiere am Ballett Austin

Quelle: http://www.opernhaus.ch/typo3conf/ext/u ... 1800_0.jpg
Schwanensee gilt nicht zu Unrecht als eines der schönsten und am vielseitigsten interpretierten Stücke des klassischen Balletts. Unzählige Variationen entführen Liebhaber dieser Kunstform in die zauberhafte Welt des verwunschenen Schwanenmädchens Odette. Doch was das Ballett Austin mit dem Engagement von Patricia Sloan gewagt hat darf zurecht als beispiellos angesehen werden.
Selten hat die Verpflichtung einer Darstellerin im Vorfeld so viele Diskussionen ausgelöst (wir berichteten hier) und wurde mit mehr Spannung erwartet. Die Karten für die Premiere am 1. Juli 2016 waren in Rekordzeit ausverkauft und deckten, wie das Ballett Austin mitteilte, die große Nachfrage nicht ab.
Dementsprechend groß war die Erwartungshaltung an die Qualität des von dem umstrittenen Choreografen Jurij Gromow auf die Bühne gebrachten Stücks. Gestern war es dann soweit. Pünktlich um 20.00 Uhr öffnete sich der rote Samtvorhang und leitete zusammen mit den sanften, vertrauten Klängen von Peter Tschaikowskis weltberühmter Musik den Beginn des Stücks ein. Den Druck, der auf dem 60-köpfigen Ensemble lastete, mag man sich kaum vorstellen und ist unter der Schönheit der Inszenierung auch bereit ihn zu vergessen. Durch ein beeindruckendes Bühnenbild, detailreichen Kostüme und schwerelos scheinende, gut aufeinander eingespielte Tänzer sahen sich die Zuschauer schnell in die tragische Geschichte des weißen Schwans – bezaubernd interpretiert von Felicity Mason – hinein gezogen. Der erste Auftritt der jungen Frau und die perfekte Harmonie mit dem Darsteller des Prinz Siegfried in Akt 2 sorgte für einen Gänsehautmoment. Eine anmutigere und natürlichere Odette ist kaum vorstellbar. Ein Blick auf die reine, vor Unschuld strahlende junge Frau auf der Bühne genügte, um bereits jetzt den Fortgang der Handlung zu verfluchen.
Trotzdem wurde der Auftritt von Patricia Sloan neugierig erwartet, für den man sich bis Akt 3 in Geduld üben musste. Erst gegen 21.50 Uhr erfüllte ihre einnehmende Präsenz die Bretter, die die Ballettwelt bedeuten. Wer prophezeit hatte, dass die 'Mörderballerina' den schwarzen Schwan in der Wahrnehmung des Publikum überlagern würde, der irrte sich. Eindringlicher kann die Darstellung der Odile nicht gelingen. In einem Kostüm, das ihre reizvolle Dämonie visualisierte und mit Bewegungen, die federleicht und zugleich bestechend verführerisch waren, bezirzte das Ausnahmetalent den Prinzen, die Gäste des Schlosses und den bis auf den letzten Platz gefüllten Saal gleich mit und belehrte ihre Kritiker eines Besseren. Erst im Nachhinein fragt man sich, ob sie diese Energie aus ihren dunkelsten Erinnerungen zieht. Das Ende der circa zweistündigen Inszenierung sei an dieser Stelle nicht verraten, stattdessen empfehlen wir einen Besuch im Ballett Austin. Die Spielzeiten sind der Homepage des Theaters zu entnehmen.
Faith Mason, Norah Grey, Alexej Kalinin, Ebenezer Ryan